• Bewertung
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isarquad bewertet The Last of Us: Part II

Verfasst am 02.07.2020 um 19:33 Uhr. Bearbeitet am 02.07.2020 um 21:22 Uhr.

Gefühlsachterbahn


Diese Review ist spoilerfrei - Bitte auch in etwaigen Kommentaren davon absehen. Kontroverse Diskussionen sind durchaus erwünscht :-).
Eigentlich ist das hier keine Review im eigentlichen Sinne, eher mein persönlicher Erfahrungsbericht.

Die Erwartungen an The Last of Us Part 2 sind nach dem extremen Erfolg des Erstlingswerks vor sieben Jahren natürlich entsprechend hoch. Und mittlerweile ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass sich bei solchen Titeln die Community zwangsläufig in mindestens zwei Lager spaltet. Wie weit die Meinungen allerdings bei diesem Spiel auseinander gehen, hat eine neue Qualität. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Großteil der Kommentare bereits aufgetaucht ist, wo ein kompletter Durchlauf zeitlich noch gar nicht möglich war.

Dieses Mal das Technische zuerst - weil es da auch am wenigsten zu sagen gibt, außer Präsentation top, Soundkulisse top und auch sonst ist die Sorgfalt in jedem Aspekt zu bemerken. Ich bin selbst bei meinem Durchlauf nur in zwei harmlose Glitches gerannt, von dem einer einen Neustart erforderte. Auch zwei Wochen nach Release ist kein Update im PS-Menü aufgeploppt - andere AAA-Titel werfen einem schon am Release-Tag einen Patch hinterher, gefolgt von Bugfixes im Wochentakt. Bei The Last of Us Part 2 ist dies bis heute nicht der Fall, was für die hohe technische Qualitätskontrolle spricht.

Einen großer Unterschied findet man dieses Mal in den Beweggründen der Protagonisten. Während man im ersten Teil für den "guten Zweck" unterwegs ist (immerhin geht es um die Rettung der Menschheit), führt man in Teil 2 einen Rachefeldzug aus, der einerseits durch die sehr gelungene Charakterentwicklung immer nachvollziehbar ist, andererseits durch verschiedene Blickwinkel auch immer die moralisch fragwürdigen Taten hinterfragt. Diese Dinge finden nicht nacheinander statt, viele Zusammenhänge erschließen sich erst nach längerem spielen.

Ich hatte das Glück, das Spiel komplett ohne Leaks, Spoiler und ähnliche Kack-Moves aus dem Internet spielen zu können (Ein YouTube Spoiler stellte sich sogar als falsch heraus - Glück gehabt). An sich ein gutes Setup, könnte man meinen. Die ersten 13 Stunden waren dann auch erwartungsgemäß. Gutes Storytelling, die Geschichte nimmt Fahrt auf und trotz erster Überraschungen glaubt man, einen Spannungsbogen zu erkennen. Das ist auch üblicherweise so gewollt. Nicht umsonst werden bei solchen Spielen die anschließenden Forderungen nach einer Verfilmung laut.

Doch nach diesen ersten Stunden macht das Spiel eine unerwartete Wendung, wirft alle Erlebnisse und Hinweise auf die weitere Handlung komplett über Bord und man erhält den buchstäblichen "Schlag in die Fresse". Es ging sogar soweit, dass ich an manchen Stellen richtig wütend auf die Entwickler war. "Ach, daher kommt der Hate", dachte ich oft in diesen Passagen. Das legte sich zwar wieder, allerdings musste man sich mit vielen Sachen arrangieren. Selbst als man wieder in gewohntem Fahrwasser war, brach Naughty Dog abermals mit der üblichen Erzählweise. Zu dem Zeitpunkt war ich dem gegenüber schon abgehärtet.

Das Finale ist episch und hat meiner Erwartungshaltung mehr als standgehalten. Doch selbst nach dem Abspann wusste ich nicht, was ich von dem Spiel halten sollte. War das jetzt gut? Oder einfach großer Wirrwarr? Musste das zwangsläufig schiefgehen?
Nachdem mich nichts mehr spoilern konnte, und ich mehrere anderen Meinungen gehört hatte, ist es mir dann selber aufgefallen: Nein, das war alles perfekt! Sollte wieder die alte Diskussion aufkeimen, ob Spiele nun Kunstwerke oder nicht sind, dann sollte dieser Titel zu Rate gezogen werden.

Bei den Abschnitten, in denen ich die Entwickler verflucht hatte, geschah das nicht, weil das Spiel an der Stelle scheisse war. Ich war an der Stelle wütend, weil die Entwickler das genau so wollten. Diese Abschnitte sollte man nicht mit Freude spielen. Vielmehr erlebt man einen Teil der Gefühlslage selbst, anstatt wie üblich nur der stille dritte Beobachter zu sein. Und das gab es in dem Ausmaß noch nie. Deshalb 10/10 und ich kann jedem raten - unbedingt bis zum Ende spielen. Und dann erst bewerten.

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1 Kommentar wurden bisher abgegeben.

Wegen der Kritik im Netz... von isarquad

Verfasst am 02.07.2020 um 23:07 Uhr. Bearbeitet am 02.07.2020 um 23:34 Uhr.
...muss ich hier noch differenzieren. Ich beziehe mich auf den Satz "Ach, daher kommt der Hate" auf die Kritiker, die eine Änderung der Story wollen und eben mit dieser nicht zufrieden sind. Allerdings gibt es auch viel Rant wegen der Diversität der Charaktere und glauben dahinter eine "politische Agenda". Von solchen Käseaussagen wusste ich vor Spielbeginn nichts und ich finde es ungeheuerlich, dass so eine ewiggestrige Weltanschauung zum Teil für so einen negativen Userscore sorgt. An diese Leute sei gesagt: Diversity und Transgender wird es auch nach einer Zombie-Apokalypse weiterhin geben. Weil es einfach so ist.